Die Parteisekretärin der SP, Ruth Candussi, beschäftigt sich in ihrem Leserbrief mit dem Thema Gleichstellung von Mann und Frau beim Bund Deutscher Nordschleswiger.

Danke an das Team unserer Tageszeitung für die Ausgabe des 8. März – „Die Nordschleswigerin“ –, in der am Internationalen Frauentag ein wichtiges Thema aufgegriffen wurde: die Gleichstellung der Frau, nicht zuletzt auch in unseren eigenen Reihen. „Frauen sind in der Minderheit in der Minderheit, was Vorstandsvorsitze und Führungspositionen angeht“, hieß es in der „Nordschleswigerin“. Das mag verwundern, setzen wir uns doch gerade in der deutschen Minderheit für Vielfalt und Gleichberechtigung ein.

Vor diesem Hintergrund kommen die Aussagen, die im Artikel „Wenn nur Hinrich zur Wahl steht, können wir auch nur Hinrich wählen“ vom 9. März gemacht wurden, ein wenig einfach daher. Nämlich: Wenn sich nur Männer zur Wahl stellen, können halt nur Männer gewählt werden. Und: Wer Kritik an den bestehenden Strukturen äußert, muss selbst die Lösung liefern. Damit kann eine Diskussion freilich schnell beendet werden.

Auch ich wurde für die Ausgabe des 8. März interviewt. Die Aussage „Es stellen sich halt nur Männer für die Ämter zur Verfügung“ ist nicht neu. Und sie entspricht den Realitäten. Gerade deshalb hatte ich im Interview den Wunsch geäußert, dass bei der Besetzung der zentralen Positionen der Entscheidungsträger auch innerhalb der deutschen Minderheit bewusster damit gearbeitet wird, dafür auch gezielt Frauen zu werben und in einem solchen Prozess nicht voreilig zu konkludieren: Es haben sich halt keine Frauen gemeldet.

Eine Organisation, die sich selbst für Vielfalt und Gleichberechtigung einsetzt, sollte sich bewusst dafür entscheiden, auch in der internen Organisation gezielt und strategisch für Vielfalt zu arbeiten.

Die Tatsache, dass es in Dänemark in Politik und auf Führungsebenen weiterhin weniger Frauen als Männer gibt, ist nicht zuletzt auch auf strukturelle Probleme zurückzuführen. Das ist auch nicht neu. Strukturen nicht nur verstanden als organisatorische Rahmen, sondern auch bezogen auf die Gesellschaft, auf Arbeitsprozesse, Auswahlverfahren, Kommunikation, Denkmuster u. a. Ob also am Ende ein Mann oder eine Frau im Chefsessel sitzt, ist ein Zusammenspiel vieler Dinge. Einer aktuellen Analyse der Boston Consulting Group zufolge sind in Dänemark 27 Prozent der Leiterposten mit Frauen besetzt, auf Führungsebene (Topchefer) sind es lediglich 15 Prozent. In der deutschen Minderheit ist das Bild nicht anders.

Das ist nicht zufriedenstellend und muss auch kritisiert werden dürfen. Eine Lösung aber lässt sich nicht auf einem Silbertablett servieren, sondern muss gemeinsam erarbeitet werden.

Ich möchte deshalb dem BDN vorschlagen, dass er das Thema Gleichstellung der Frau aufgreift und sich damit ernsthaft auseinandersetzt, sehr gerne auch in Zusammenarbeit mit der Schleswigschen Partei. Wir arbeiten bereits seit Längerem mit dem Thema „Frauen in der Politik“ und haben erste Versuche unternommen, etwas zu bewegen. Und es sei gleich gesagt: Es ist alles andere als einfach. Aber dennoch notwendig, denn die Gesellschaft sieht anders aus als das Bild, das sich heute auf Führungsebenen, in Aufsichtsräten, in Stadträten und im BDN-Hauptvorstand sowie im SP-Vorstand zeigt.

Wer mehr zur Analyse der Boston Consulting Group mit dem Titel „Wake Up Denmark! Denmark is losing value from diversity and is not aware of the issue“ kann dies unter folgendem Link tun: https://www.berlingske.dk/business/mandens-blinde-oeje-spaender-ben-for-flere-kvindelige-ledere-i-danmark

Ruth Maria Candussi
SP Parteisekretärin

Den Leserbrief findet ihr im Original auch hier auf der Webseite des Nordschleswigers.