Eine Artikelserie aus „Der Nordschleswiger“

SP-Kandidatin Sabina Wittkop-Hansen

„Verwunderlich, dass Frauen in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert sind.“

Hadersleben/Haderslev – Bereits zum zweiten Mal kandidiert Sabina Wittkop-Hansen im Kommunalwahlkampf für die Schleswigsche Partei in Hadersleben.

Warum so wenige Frauen in der Kommunalpolitik aktiv sind?

„Ich denke, es liegt an fest eingefahrenen Verhaltensmustern innerhalb der Gesellschaft.

Warum werden so viele Frauen Grundschullehrerinnen oder Erzieherinnen? Rollenmuster ändern sich nur langsam, und ich denke, das trifft auch auf die männerdominierte Politik zu.“

Als Angestellte im Familienunternehmen kann sie sich ihre Zeit flexibel einteilen, „ich kann auch nachts Mails schreiben, und daher kann ich mir auch die Zeit für mein politisches Engagement einrichten“, sagt die 51-Jährige, die 2007 mit ihrem Mann nach Nordschleswig kam. Eigentlich verwunderlich, überlegt Sabina Wittkop-Hansen, dass Frauen in der Kommunalpolitik noch immer unterrepräsentiert sind.

„Das passt so gar nicht zur dänischen Gesellschaft, denn eigentlich sind die Frauen in der Gesellschaft sehr präsent und aktiv. Ich denke, das wird sich langfristig auch in der Politik in diese Richtung entwickeln. Denn es ist ja nicht so, dass Männer bessere Politik machen oder mehr Logik besitzen. Höchstens die Herangehensweise von Frauen und Männern ist zum Teil verschieden, aber damit bietet die Zusammenarbeit beider Geschlechter ja eine Bereicherung.“

Ihre Beweggründe, um für die SP zu kandidieren: Ihr liegen Stadt und Kommune Hadersleben am Herzen. „Da gibt es Sachen, die verbessert werden können. Mit einem Blick von außen, den ich ja mitbringe, kann man da neue Impulse geben.“ Sie wird zwar nicht als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf gehen, aber relativ weit oben auf der Liste kandidieren, die Aufstellungsversammlung steht in Hadersleben noch aus. „Sollten wir mehrere Sitze im Stadtrat erhalten, wäre ich aber natürlich bereit für die Arbeit, es wäre toll, wenn es klappen würde. Aber auch so will ich mit meiner Kandidatur die Schleswigsche Partei unterstützen.“

Sara Wasmund, Der Nordschleswiger

 

SP-Kandidatin Louise Thomsen Terp

„Muss einen Rückhalt geben“

Tondern/Tønder Louise Thomsen Terp hat in den vergangenen vier Jahren Stadtratspolitik für die Schleswigsche Partei in Tondern gemacht – und sich nun nach gründlichen Überlegungen entschieden, erneut zur Kommunalwahl anzutreten.

Politikerinnen sind in den Stadträten des Landes in der Unterzahl. Stehen Frauen vor besonderen Herausforderungen? „Mit einem Vollzeitjob und Kindern ist es auf jeden Fall eine große Herausforderung, dass es klappt“, sagt die 34-Jährige. Mit mittlerweile vier Kindern in der Familie hat es sich Physiotherapeutin daher sehr genau durch den Kopf gehen lassen, ob sie ihre politische Arbeit, unter anderem im Ausschuss für Kinder und Schule, fortsetzen will. „Zu Hause und in der Familie muss es schon einen starken Rückhalt und eine große Unterstützung geben, sonst geht es nicht. Ich habe das Glück, dass mein Mann und meine Familie mich darin unterstützen, politisch aktiv zu sein“, sagt sie. „Abgesehen von der Kommunalpolitik werde ich in den kommenden vier Jahren wohl sonst keine Hobbys haben, sollte ich gewählt werden.“

Warum willst du dich kommunalpolitisch weiter engagieren? „Wir haben in den vergangenen vier Jahren vieles angestoßen, es ist eine spannende Arbeit, und ich möchte die Dinge gerne weiter verfolgen und prägen. Und: Die Stadträte sollten bestenfalls die Gesellschaft widerspiegeln, das tun sie bislang nicht. Daher denke ich, es ist wichtig, dass auch junge Mütter Politik gestalten, da sie wissen, was Familien bewegt und brauchen.“

Zweimal hat Louise Thomsen Terp in den vergangenen vier Jahren für je drei Monate Mutterschafts-Auszeit genommen.

Wünschst du dir ein Entgegenkommen, damit noch mehr Mütter und Frauen in die Stadträte einziehen? „Ich will ja nicht, dass man auf mich besondere Rücksicht nehmen muss, weil ich Mutter bin. Man kann aber die Strukturen ein wenig passender gestalten. Mir wäre es beispielsweise eine Hilfe, wenn unser Ausschuss nachmittags und nicht vormittags tagen würde, andere Ausschüsse tun das auch. Und man könnte sicher die eine oder andere Sitzung effektivisieren, es gibt doch sehr, sehr viele Sitzungen. Man kann sicher einmal überlegen, ob jede Einzelne wirklich nötig ist.“

Sara Wasmund, Der Nordschleswiger

 

SP-Kandidatin Marieke Heimburger

„Damit muss man umgehen können.“

Tondern/Tønder – Marieke Heimburger lebt als freie Übersetzerin in Tondern. Die 44-Jährige hat sich kürzlich entschieden, für die Schleswigsche Partei in Tondern in den Wahlkampf zu ziehen.

Warum hast du dich entschlossen, kommunalpolitisch aktiv zu werden?

Genau genommen bin ich ja schon länger kommunalpolitisch aktiv, nur eben nicht parteipolitisch – ich sitze seit sieben Jahren im Behindertenrat der Kommune Tondern. Ich hatte nach meiner ersten Amtszeit dort nicht das Gefühl, viel ausgerichtet zu haben, und begann, hin und wieder an den Fraktionssitzungen der SP teilzunehmen, um auch dort auf die Belange der Behinderten aufmerksam zu machen.

Ich bekam dort das Gefühl, ernst genommen und angehört zu werden – und auf dem Wege mehr zu erreichen. Jetzt habe ich zum einen über die Jahre ein gutes Netzwerk von nützlichen Kontakten aufgebaut, und zum anderen ist mein Sohn inzwischen volljährig – ein guter Zeitpunkt, um etwas Neues auszuprobieren.

Warum sind deiner Meinung nach so wenig Frauen in den Stadträten des Landes vertreten?

Ich glaube, Frauen tendieren eher dazu, ihre Kraft und Energie in ihr nahes Umfeld zu investieren. Frauen sind auch seltener von Geltungssucht und Machtlust getrieben. Mit einem Sitz im Stadt- oder Gemeinderat wird man zu einer öffentlichen Person und setzt sich potenziell Anfeindungen aus. Damit muss man umgehen können, und ich glaube, Frauen sind da generell nicht so hart im Nehmen wie Männer.

Ich vermute außerdem, dass in einer „ganz normalen“ Familie in Dänemark die Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau immer noch eher so aussieht, dass die Frau neben ihrer (vielleicht Teilzeit-)Arbeit hauptsächlich für die Familie zuständig ist, und da bedeutet ein Sitz im Stadt- oder Gemeinderat einfach noch eine dritte Zuständigkeit. Ein Spagat in zwei Richtungen ist möglich und auszuhalten – aber in drei?

Was wünschst du dir an Verbesserungen, um die Stadtratsarbeit flexibler/anders/frauenfreundlicher zu gestalten?

Dazu kann ich nicht viel sagen, da ich Stadtratsarbeit als solche noch nicht kennengelernt habe. Ich begrüße es, dass Mitglieder des Gemeinderates eine Aufwandsentschädigung erhalten, ohne die würde es meiner Meinung nach gar nicht gehen.

Aus Deutschland höre ich, dass in manchen Gemeinden für die Zeit, die man für sein Amt im Dienst ist, kostenlose Babysitter oder Pflegekräfte für Familienangehörige gestellt werden, das scheint mir sehr klug zu sein, wenn man mehr Frauen für die kommunalpolitische Arbeit gewinnen möchte.

Auch Vergünstigungen anderer Art – zum Beispiel Rabatte im Schwimmbad oder im Sportverein – könnten weitere (familienfreundliche) Anreize sein.“

Sara Wasmund, Der Nordschleswiger

 

SP-Kandidatin Anita Carlsen-Rausch

„Mama, musst du wieder los?“

Frauen in der Kommunalpolitik: Abschließend in dieser Serie berichtet Anita Carlsen-Rausch von ihren Erfahrungen.

Tondern/Tønder – Die 40-jährige Anita Carlsen-Rausch hat in den vergangenen Jahren dreimal als Mutterschaftsvertretung die Lokalpolitik für die Schleswigsche Partei in Tondern mitgestaltet. Für die Kommunalwahl wird sie nun als eine von drei Spitzenkandidaten antreten.

Die SP in Tondern geht mit einem Spitzenkandidaten und zwei Spitzenkandidatinnen ins Rennen um die Plätze im Stadtrat. Im Tonderner Stadtrat selbst ist die Frauenquote mit 6 von 31 Mitgliedern zwar landesweit überdurchschnittlich hoch, von einem Gleichgewicht der Geschlechter ist man aber weit entfernt.

Woran liegt es, dass weniger Frauen als Männer Kommunalpolitik mitgestalten?

„Weil das einfach sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, ich denke, das ist der Hauptgrund. Denn wenn man eine Familie hat, hat man generell wenig freie Zeit zur Verfügung, die man investieren kann.“

Welche Erfahrungen hast du in den vergangenen Jahren in der Kommunalpolitik gesammelt?

„Ich bin in den vergangenen vier Jahren als Suppleant der SP im Stadtrat als Mutterschaftsvertretung eingesprungen, insgesamt war ich elf Monate von vier Jahren dabei, auch im Ausschuss für Kinder und Schule. Sollte ich in den Stadtrat gewählt werden, würde ich in diesem Ausschuss aber nicht mehr arbeiten, da ich ja zwei Kindergärten leite und man langfristig nicht in Ausschüssen sitzen soll, die einen auch beruflich betreffen. Die Arbeit war sehr spannend, und ich würde mich freuen, Stadtratspolitik mitgestalten zu können.“ Du hast mit deinem Mann drei Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Wie geht deine Familie mit deinem Engagement um?

„Wir haben es zusammen besprochen, ob ich kandidiere. Es nimmt ja schon sehr viel von meiner Zeit in Anspruch. Da kommt es schon mal vor, dass eines der Kinder sagt: ,Ach Mama, muss du schon wieder los?‘ Aber indem wir die Freizeit gut planen, kriegen wir es gut hin. Und für mich und meine Politik-Kolleginnen der SP ist es außerdem eine große Hilfe, dass Jørgen Popp Petersen uns so gut wie möglich den Rücken freihält und uns entlastet, wo er nur kann.“

Was motiviert dich, deine Zeit der Kommunalpolitik bereitzustellen?

Ich finde es einfach sehr wichtig, dass in den Stadträten Frauen sitzen, die die Belange der Familien kennen und vertreten. Die älteren Herrschaften haben einfach einen anderen Blick auf die Dinge, das ist nicht wertend gemeint, aber ein wenig frischer Wind tut doch sehr gut.“

Sara Wasmund, Der Nordschleswiger