Die SP nimmt kein Blaj vor den Mund
Mit 16 Postkarten macht die Schleswigsche Partei auf den Dialekt Sønderjysk und somit auf die Besonderheit der Grenzregion aufmerksam
Nordschleswig „Es ist ein schönes Erlebnis, wenn die Arbeit von mehr als einem halben Jahr zu einem Erfolg wird“, sagt Ruth Candussi. Vor der Parteisekretärin der Schleswigschen Partei (SP) liegen 16 Postkarten. Auf jeder prangt ein Wort in breitestem nordschleswigschen Dialekt. Vor dem Bild eines Taschentuchs steht „Lomduch“, das Blatt ziert ein „Blaj“, eine Schülerin greift sich hinter einem „Møts“ an die Mütze, unter einem Frühstücksensemble liest man „Daue“. Die Publikation der Postkarten, zunächst ausschließlich über soziale Medien, hat den Nerv der Nordschleswiger getroffen – die SP will mit den Postkarten die eigene Begeisterung für die Region und den Sønderjysk-Dialekt zum Ausdruck bringen.
Wie seid ihr auf die Idee und die Begriffe gekommen? „Beim Sommertreffen der SP haben wir in einem Brainstorming erstmals um Vorschläge gebeten, woraufhin wir eine Brutto-Liste mit Wörtern erstellt haben. Die Idee zu dieser Aktion hatte Harro (Hallmann, BDN-Kommunikationschef, d. Red.) seit Längerem. Er hatte Dialekt-Postkarten schon mal mit Schwitzerdütsch gesehen. Als er mir kurz nach meinem Amtsantritt davon erzählt hat, war ich gleich begeistert. Nun konnten wir die Idee umsetzen!“
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Wie habt ihr euch am Ende auf die 16 Wörter festgelegt? „Also, das war wirklich keine einfache Aufgabe. Denn wir haben festgestellt, dass es für einen Begriff zum Teil gleich mehrere Versionen gibt. Manche sagen zum Taschentuch Lomduch, manche nennen es Lomtuch oder Fikduch. Da haben wir uns mit Sønderjysk-Wörterbüchern hingesetzt und Sprachwissenschaft betrieben (lacht). Denn die Dialekte sind unterschiedlich, auf Nordalsen spricht man anders als an der Westküste oder wiederum an der Ostküste bei Hadersleben. Wir haben versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Und ganz wichtig war auch: Es musste gut zu fotografieren, gut darzustellen sein. Das hat dann auch einige Wörter bzw. Sprichwörter aus dem Rennen geschmissen.“
Für die SP ist das Thema Regionalität kein Novum. So wirbt die Partei nunmehr bei der vierten Kommunalwahl mit einem Sønderjysk-Rap, und zum dritten Mal erscheint in diesem Wahljahr das Nordschleswig-Rezeptbuch der SP. „Da wir uns als Regionalpartei verstehen, ist das Thema natürlich naheliegend. Wir verstehen uns als Partei, die aus Nordschleswig und aus der deutschen Minderheit entstammt, die ja sowohl deutsch als auch nordschleswigsch ist. Wir wollen mit unseren Aktionen und nun auch mit den Postkarten regionalen Stolz schaffen, sagt Candussi. Die Postkarten haben weitere Aktionen zur Folge. So produzierte Fotografin Karin Riggelsen nicht nur die Fotomotive für die Postkarten – sie drehte mit Schülern der Deutschen Schule Rapstedt zudem Videoclips, in denen die Kinder je ein Wort der 16 Begriffe erklären. Auf breitestem Sønderjysk, versteht sich. Die Clips sollen ebenfalls im Laufe der kommenden Monate online gestellt werden. „Wir wollen vermitteln, wer wir sind. Dass wir besonders sprechen und dass wir etwas Besonderes sind“, so Candussi. S. Wasmund