Die Sonderburger Bucht im Bereich der Flensburger Förde ist zwar Vogelschutzgebiet im Rahmen des EU-weiten Natura-2000-Netzes zugunsten seltener Tier- und Pflanzenarten. Allerdings gibt es im dänischen Teil der Förde kein Muschelfangverbot wie im deutschen Teil des Meeresgebietes.Foto: Volker Heesch

Sonderburgs Vizebürgermeister: Dänemark sollte die Chance nutzen und bei Schleswig-Holsteins Plänen für mehr Schutz der Meeresumwelt über die Landesgrenze hinweg einsteigen. Der SP-Politiker unterstützt den Ruf des Naturschutzvereins DN nach verpflichtenden Vereinbarungen zugunsten der weiterhin bedrohten Umwelt in der Flensburger Förde.

Der Sonderburger Vizebürgermeister Stephan Kleinschmidt (Schleswigsche Partei) hat die zuständigen dänischen Umweltpolitiker aufgerufen, sich den kürzlich vom schleswig-holsteinischen Minister für Umwelt- und Natur, Tobias Goldschmidt (Die Grünen), präsentierten „Ideen für die mögliche Einrichtung eines Nationalparks in der Ostsee“ anzuschließen.

SP-Politiker strebt mehr grenzüberschreitenden Meeresschutz an

Kleinschmidt hält es wie der Landesminister für erforderlich, den Schutz der Meeres- und Küstenlebensräume und der dort heimischen Arten zu stärken. „Es ist eine tolle Initiative in Schleswig-Holstein, doch beim Meeresschutz müssen wir grenzüberschreitend denken und den Einsatz synchronisieren“, so der nordschleswigsche Kommunalpolitiker, der darauf verweist, dass Kopenhagen und Kiel jetzt die Initiative ergreifen müssen, damit der Naturschutz nicht, wie in jüngster Zeit erlebt, an der deutsch-dänischen Grenze endet.

Stephan Kleinschmidt unterstützt die schleswig-holsteinische Initiative für einen Ostsee-Nationalpark – mit Fortsetzung nördlich der deutsch-dänischen Grenze.Foto: Karin Riggelsen

 

Der SP-Politiker unterstützt die vom dänischen Naturschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ in einem Beitrag von „Flensborg Avis“ erhobene Forderung, dass sich die deutschen und dänischen Partner im Bereich der Ostseeküste zu einer Zusammenarbeit zur Verbesserung der Umweltsituation über die Grenze hinweg verpflichten.

Kleinschmidt sieht Handlungsbedarf angesichts des andauernden Sauerstoffmangels

„Es ist bekannt, dass die Herausforderungen wie der schwerwiegende Sauerstoffschwund und mangelhafte Wasserqualität in den Gewässern entlang der Ostküste auf beiden Seiten der Grenzen vorhanden sind“, so Kleinschmidt. Als Beispiel für die unzureichende Zusammenarbeit nennt der SP-Politiker die Tatsache, dass nur im deutschen Teil der Flensburger Förde die auch von wissenschaftlicher Seite als negativ für das Gewässer eingestufte Muschelfischerei verboten worden ist.

 

Seeanemonen sind in der Ostsee in Bereichen mit Sauerstoffmangel verschwunden. Auf wiederhergestellten Steinriffen vor den Küsten der Kommune Sonderburg finden die Nesseltiere zusammen mit Muscheln neuen Lebensraum.Foto: Mst

 

Ausgerechnet der dänische Bereich des Meeresarms ist nicht wie der angrenzende Kleine Belt, der Alsensund oder die Apenrader Förde im Rahmen des vorgesehenen Verbots der Grundnetzfischerei durch die dänische Regierung berücksichtigt worden. In Bereichen ohne Grundnetzfischerei ist auch der Fang von Miesmuscheln untersagt.

 

Kommune Sonderburg in Sachen Meeresschutz aktiv

Stephan Kleinschmidt berichtet über aktuelle Initiativen in der Kommune Sonderburg, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure, die im Bereich Meeresschutz aktiv sind, an einen Tisch zu bringen. Er verweist auf die seit Jahren von der Kommune Sonderburg durchgeführten Maßnahmen wie die Wiedererrichtung von Steinriffen vor den langen Küstenabschnitten, für die man zuständig ist. Die örtlichen Initiativen sollen nach dem Willen Kleinschmidts auch zusammen mit der Nachbarkommune Apenrade (Aabenraa) und der Stadt Flensburg laufen, mit denen im Rahmen des „Grenzdreiecks“ kooperiert wird.

Die Kommune Sonderburg informiert die Strandbesucherinnen und -besucher über die Wiederherstellung der Steinriffe als Beitrag zur Stärkung der Meeresnatur. Allerdings ist im Bereich der Flensburger Förde und des Kleinen Beltes nach wie vor das Problem Sauerstoffschwund nicht gelöst: Durch Einschwemmung von Nährsalzen vermehren sich Planktonalgen übermäßig. Nach deren Absterben verliert das Wasser im Bereich des Meeresbodens seinen Sauerstoffgehalt, weil dieser bei der Algenzersetzung verbraucht wird.Foto: Volker Heesch

 

Der schleswig-holsteinische Umweltminister Goldschmidt hatte als Elemente eines Ostsee-Nationalparks entlang der schleswig-holsteinischen Küste auch die Schaffung von „Nullnutzungszonen“, die komplett dem Naturschutz überlassen werden, vorgeschlagen. Auch nannte er Pilotmaßnahmen als erstrebenswerte Vorhaben, beispielsweise zur Räumung von Munition, die vor allem nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Ostsee einschließlich der Flensburger Förde versenkt worden ist.

Stabilisierung der Fischbestände angestrebt

Ein Ziel des Nationalparks sollte auch die Stabilisierung der in der Ostsee insgesamt unter Druck stehenden Fischbestände sein. Angestrebt würden Perspektiven für eine nachhaltige und naturverträgliche Küstenfischerei. Das Nationalparkkonzept sollte im Rahmen eines „ergebnisoffenen Dialogs mit allen Betroffenen vor Ort“ angestrebt werden. Im Pressematerial des Ministeriums in Kiel wird betont, dass „das Naturerlebnis Ostsee“ im Mittelpunkt des Schutzkonzeptes stehen sollte.

 

Stärkerer Wind und Wellen haben in den vergangenen Wochen die Sauerstoffwerte auch in der Flensburger Außenförde verbessert. Das deutsch-dänische Grenzgewässer wird von einem relativ geringen Wasseraustausch geprägt, weil Flachwasserbereiche den Zustrom von sauerstoffreichem Wasser der offenen See behindern.Foto: Volker Heesch

 

Informationszentren und Führungen sollten Einheimischen und Gästen Möglichkeiten zur Naherholung bieten und zur Umweltbildung beitragen. In Schleswig-Holstein hat der Umweltverband Nabu seit Jahren kritisiert, dass entlang der dortigen Ostseeküste angesichts der starken touristischen Nutzung kaum Platz für Schutzgebiete verblieben sei. Allerdings gibt es gerade im Bereich der Flensburger Förde mit der Geltinger Birk auch ein Gebiet, in dem der Naturschutz eindeutig Vorrang hat.

Entlang der Küsten, zum Beispiel der Insel Alsen (Als), gibt es trotz einiger erfolgreicher Renaturierungsgebiete kaum größere „Ruhezonen“ für Tier- und Pflanzenwelt.

Hier geht es zum Orginalartikel vom Nordschleswger: Stephan Kleinschmidt für „tolle Initiative“ – Ostsee-Nationalpark