Carsten Leth Schmidt, Öko-Landwirt aus Süderballig, hat eine Vision, in der Landwirtschaft, Geschichte, Kultur und Natur Teil eines Gesamtkonzeptes sind – zum Wohle aller!
Süderballig/Sønderballe – Der alle Jahre wiederkehrende Tag der Ökologie, an dem Landwirte im ganzen Land die Kühe tanzen lassen, ist auf dem „Mist“ von Carsten Leth Schmidt gewachsen.
Das war damals, vor nunmehr zehn Jahren, als er selber noch Viehzüchter gewesen ist. Lange ist es her.
Inzwischen ist der Landwirt aus Süderballig, der den elterlichen Hof in 13. Generation bewirtschaftet, „nur“ noch Pflanzenproduzent. In dieser Sparte hat der 47-Jährige mit dem Anbau von ökologischem Dinkel, Hafer und Pferdebohnen seine Nische gefunden. Langeweile komme dank eines „maniodepressiven“ europäischen Getreidemarktes nicht auf: „Von himmelhoch bis kellertief gestalten sich die Preise“, sagt Carsten Leth: „Ist das vergangene Jahr noch ein Jubeljahr gewesen – so ist dieses nur noch zum Heulen!“ Produzenten aus Rumänien und Bulgarien haben den dänischen Öko-Dinkel-Markt für sich entdeckt und herausgefunden, dass sie ihre Produkte zu lukrativen Preisen verkaufen können, was wiederum die Preise auf dem Getreidemarkt drückt. Leth Schmidt winkt ab: „So ist das als Pflanzenbauer – alle zwei, drei Jahre gibt es ein Tief – und dann geht es wieder bergauf.“
Jetzt steht erst einmal das Frühjahr vor der Tür – und damit ein Ende des „Winterschlafes“. In dem Stall, der zu dem Anwesen gehört, käuen possierlich aussehende Belted Galloway-Rinder gemächlich das Heu wieder. Sie sind Untermieter bei Schmidts: Den Stall hat Leth Schmidt an einen Landwirt vermietet.
Neben den Maschinengebäuden türmen sich die Holzstapel – Marke Eigenanbau. Aus dem zehn Hektar umfassenden Wald gewinnt der Landwirt Holz zum Beheizen des Wohngebäudes und zum Getreidetrocknen. Der Holzspalter in dem Maschinengebäude ist bereits in Stellung gefahren. Leth
bewirtschaftet das elterliche Anwesen allein – tatkräftig unterstützt von seinem Vater Carl Heinz, der ungeachtet seiner 82 Jahre noch immer mitanpackt:
„Ein paar Jahre darf er noch“, schmunzelt der Junior lausbübisch.
Ansonsten aber ist Carsten Leth Schmidt, im Nebenberuf Vorsitzender der Schleswigschen Partei (SP) und Spitzenkandidat zur bevorstehenden Kommunalwahl im November, auf sich gestellt: Er ackert, bestellt die Felder, repariert die Maschinen. Das klingt anstrengend – und reich wird man mit einem vergleichsweise kleinen Betrieb angesichts der Kapriolen, die die Kornpreise schlagen, auch nicht. Wäre da ein geregelter Job von 8 bis 16 Uhr nicht eine reizvolle Alternative? – Carsten Leth Schmidt antwortet prompt:
„Ich fühle mich eigentlich recht privilegiert, saisonweise arbeiten zu dürfen. Das gibt mir Zeit, über die Welt zu philosophieren.“
Andererseits ist die Zeit zur Kontemplation als Vater dreier Kinder knapp bemessen. Hinzu kommt, dass Carsten Leth Schmidt wegen seiner politischen Funktionen jede Menge um die Ohren hat. Ein Ministerbesuch hier, eine Parteiveranstaltung dort. Dabei hat der Wahlkampf noch gar nicht recht an Tempo gewonnen.
Visionen für die Domstadt und die Kommune Hadersleben
Auch als Spitzenkandidat seiner Partei macht sich Leth Schmidt intensiv Gedanken darüber, wie er die Welt verbessern kann. Jetzt erst recht: Anfangen möchte er in der Domstadtkommune, für die er Visionen hat, zu deren Umsetzung er seinen Teil beitragen möchte. Zu tun gebe es ja genug, sagt er: „Es gibt einige Bereiche, die in Hadersleben unterbedient sind.“ So fehle ein Gesamtkonzept, das auch die Landwirtschaft zu einem vitalen Bestandteil des großen Ganzen mache. Schließlich weise Nordschleswig den größten Anteil ökologischer Produzenten auf. In der Vermarktungsstrategie werde darauf allerdings wenig Rücksicht genommen: „Wir brauchen eine übergeordnete Strategie, in der neben Kultur, Geschichte, (Aktiv-)Tourismus auch Bereiche wie eine lokal verankerte Lebensmittelproduktion – die Bierproduktion biete sich an – Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien gehören.“ Stichwort hierbei ist: Landwirtschaftlicher Erlebnistourismus! Damit könne Hadersleben in Nordschleswig punkten. Diese Vorteile aber kämen in der Kooperation „Trekantområdet“ wenig oder gar nicht zur Geltung: „In dieser Hinsicht pennen wir wirklich! Hier müsste Hadersleben verstärkt mit den anderen nordschleswigschen Kommunen zusammenarbeiten.“
Eine gemeinsame Planstrategie mit der Dreieck-Region, das sei gut und schön, so Leth: „Doch unsere eigenen Schwerpunkte wie Land-(wirt)schaft und Natur lassen wir im Stich. In dieser Hinsicht hat Hadersleben noch keine eigene Gangart gefunden.“ Doch, und das weiß der Politiker und Landwirt Schmidt nur allzu gut aus eigener, bitterer Erfahrung: Die kommuneübergreifende Kooperation gestaltet sich allzu oft fast genauso zäh und komplex wie die Zusammenarbeit innerhalb der EU:
„Es geht darum, auch mal über den eigenen Schatten zu springen, seine Vorzüge wirkungsvoll zu vermarkten. Wie den Vogelflug Schwarze Sonne an der Westküste. Letztendlich bestimmen wir selber, dass wir nichts erreichen – das ist das Kümmerliche.
Was wir brauchen, das ist Sort Sol. Für alles!“ Ute Levisen